Bye Week Zwischenfazit

Es ist Woche 11 der NFL Saison 2021. Die Rams haben ihre Bye Week. Zeit also, um ein kleines Zwischenfazit zu ziehen. Wo stehen die Rams? Was läuft gut? Was läuft nicht gut? Wohin geht die weitere Reise?

Dass die Rams in dieser Saison den Superbowl im eigenen Stadion erreichen und gewinnen wollen, haben sie mit dem Trade für Matthew Stafford klargemacht. Dass man kurz vor der Trade Deadline nun noch für den achtmaligen Pro Bowler Von Miller getradet hat, unterstreicht den Anspruch, dieses Ziel unbedingt zu erreichen. Die kürzliche Vertragsunterzeichnung mit WR Odell Beckham Junior hat das Ziel ein weiteres Mal unterstrichen. Doch sind Anspruch und Wirklichkeit einzuhalten? JA! Die Rams haben einen aktuellen Record von 7-3, haben bisher gegen die Divisionrivalen Arizona Cardinals, die San Francisco 49ers sowie gegen die Tennessee Titans verloren.

Offense

Gegen den amtierenden Superbowl Champion Tampa Bay Buccaneers haben die Rams ihr Können gezeigt und spielten wunderbaren Football. Auch gegen vermeintliche leichte Gegner sind den Rams keine Ausrutscher passiert und sie gewannen diese Spiele. Der positive Record kommt von daher nicht von ungefähr. Allerdings sind die Niederlagen zuletzt gegen die Titans und 49ers Grund genug, um einen genauen Blick auf die Offense zu werfen. Diese, angeführt vom neuen Quarterback Matthew Stafford, bereitet den gegnerischen Defense Coordinators Kopfschmerzen. So hätte ich es geschrieben und stehen lassen, wenn die beiden Niederlagen gegen die Titans und 49ers nicht gewesen wären. In beiden Spielen brachte man sich durch selbstverschuldete Turnovers in einen 14-0 Rückstand. In beiden Spielen nahmen die Gegner in ihren jeweiligen Drives sehr viel Zeit von der Uhr. So dauerte der erste Drive der 49ers ganze 11 Minuten! Dass der Gegner so lange auf dem Feld ist, ist grundsätzlich nicht das Problem. Es wird zum Problem, wenn die Rams-Offense durch eigene Fehler in Rückstand gerät und mit dem Rücken zur Wand steht. Auch, wenn der eigene Offense Plan nicht funktioniert. Die Offense unter McVay hat sich mit Stafford geändert. McVay versucht verstärkt auf Big Plays zu setzen, statt sich auf die Basics seines System zu verlassen. Vorallem das Rungame ist ein Basic in McVays System. Der Run wird in letzter Zeit allerdings kaum genutzt. Klar, zu Beginn der Saison fiel mit Cam Akers der Starting RB wegen eines Achillessehnenrisses aus. Mit Darelll Henderson haben die Rams aber einen weiteren Runningback, der sich nicht verstecken muss. Das Laufspiel funktioniert, es wird allerdings viel zu wenig eingesetzt. Warum? Diese Frage sollte am besten Sean McVay beantworten. Er muss in der Bye-Week einen Weg finden, der Offense wieder Feuer einzuhauchen, denn so bekommen die Rams Fans Kopfschmerzen.


Aber natürlich ist nicht alles schlecht in der Offense: Allen voran glänzt WR Cooper Kupp. Vor allem er profitiert vom neuen QB Stafford. Wenn die Chemie zwischen Kupp und Stafford weiter so funktioniert, könnte Kupp den Receiving Yards Rekord aus dem Jahr 2012 von WR Calvin Johnson brechen. Diesen Rekord schaffte Calvin Johnson 2012 übrigens mit dem jetzigen Rams Quarterback Matthew Stafford, als beide noch für die Detroit Lions spielten. Bereits zur Mitte der Saison hatten die Rams schon mehr Touchdwons als die komplette letzte Spielzeit.

Defense

Neue Saison, neuer Defense Coach. Wieder einmal mussten die Rams mit einem neuen Defense Coach in die Saison starten. Die Fußstapfen, die Brandon Staley (jetzt Heacoach LA Chargers) hinterließ, waren riesig. Staley schmiedete zum Ende der Saison 2020 die Nummer-Eins-Defense der NFL. In diese Fußstapfen musste nun Raheem Morris treten. Fußstapfen, die freilich schwer zu füllen sind. Die Kritik, die Raheem Morris entgegen gebracht wurde, war hart und ging teilweise sehr heftig unter die Gürtellinie. War sie gerecht?

Um auf die Übersicht von Jake Ellenbogen (eine absolute Empfehlung ihn auf Twitter zu folgen) mal einzugehen. Die Nummer 1 Defense vom letzten Jahr, gecoacht von Brandon Staley, wird mit der Defense von Wade Phillips aus dem Superbowl Jahr 2018 und der aktuellen Defense von Raheem Morris verglichen. Um es einfach zu sagen, die aktuell gecoachte Defense von Raheem Morris steht genau zwischen den Leistungen der anderen beiden Coaches. Mit schlechteren Stats hat es 2018 Wade Phillips mit seiner Defense in den Superbowl geschafft. Ja, die Defense von Raheem Morris ist schlechter als die letztes Jahr von Brandon Staley. Wie Anfangs aber schon erwähnt war Staleys Defense die Nummer 1 Defense der NFL, und wenn nun erwartet wird, dass man wieder eine Nummer 1 Defense stellt, hat das leider viel mit Wunschdenken, aber wenig mit der Realität zu tun. Die Rams haben rund 500 Total Yards mehr zugelassen, die zu 400 Passing Yards und etwa 100 Rushing Yards aufgeteilt werden. Gerade die Passing Yards sind hier auffällig. Woran liegt das? Nun, man hat ein Cornerback Problem. Das liegt nicht an Jalen Ramsey, sondern daran, dass Darious Williams drei Spiele wegen einer Verletzung verpasst hat und man dahinter noch keinen Spieler gefunden hat, der die Rolle von Troy Hill als Slot Cornerback übernehmen kann. Rookie Robert Rochell macht die Sache ganz ok, muss sich aber noch reinfinden und David Long Jr. hat bisher keine gute Figur abgegeben. Ein kleiner Lichtblick ist das Energiebündel Donte Deayon. Er wurde vom Practice Squad in den aktiven Kader gezogen und zeigt seitdem warum er sich diesen Roster Spot verdient hat, aber auch bei ihm läuft nicht alles perfekt.


Das größte Problem der diesjährigen Saison sind die 3rd Downs der Gegner. Man hatte die gegnerischen Teams schon sehr oft bei einem 3rd Down (teilweise waren es auch mehr als fünf Yards). Das größere Problem war es aber, den dritten Versuch zu stoppen, so dass häufig das Spiel wieder von vorne begann. Hier muss Morris einen Weg finden, die Defense besser einzustellen um die Spieler früher vom Feld zu holen. Ein weiteres großes Problem sind verpasste Tackles in der Unit. Das Problem ist nicht neu, aber man konnte es im Vergleich zum letzten Jahr auch nicht verbessern, wenn es nicht sogar schlechter wurde.


Kommen wir also nun zur Kernfrage. Ist die Kritik an Morris gerecht?

(Ich meine hierbei die berechtige Kritik, die nicht unter die Gürtellinie geht und Beleidigungen der üblen Art beinhaltet)

Die Kritik ist absolut berechtigt, keine Frage. Man muss aber genau sagen, was man kritisiert weil die komplette Defense schlechter ist, als sie gemacht wird. Man kann mit dieser Defense weit kommen, dafür muss die Offense aber auch ihren Teil beitragen. Die Defense der Rams ist gespickt mit Superstars, die nun zusammen mit Raheem Morris einen Weg finden müssen, die Probleme der Rams zu beheben. Doch sie können das Team nicht alleine zum Sieg führen.

Special Team

Special Team doing Special Things. Ich glaube, so kann man die Leistungen der Special Team Unit zusammfassen. Und das meine ich nicht positiv. Die Rams haben eines der schlechtesten Special Teams der gesamten NFL. Man hat sich mit dem neuen Coach Joe DeCamillis eine Verbesserung erhofft. Diese ist allerdings nicht eingetreten. Es gab bisher nicht einen Return, der es über die eigene 25 Yard Line geschafft hat - und es haben sich viele versucht: Cooper Kupp, Tutu Atwell, Jake Funk, Ben Skowronek, Buddy Howell und zuletzt J.J. Koski. Eine beachtiliche Masse an Spielern wurden aufgeboten, um den Rams möglichst eine gute Feldposition zu geben. Alleine die Tatsache, dass Cooper Kupp überhaupt als Returner eingesetzt werden muss, spricht hier eine sehr deutliches Sprache. Es wurden zwei bis drei Draftpicks investiert, um einen guten Returner zu bekommen. Wirklich überzeugt hat bisher keiner. Jake Funk und Tutu Atwell konnten ihre Fähigkeiten nicht wirklich entfalten, bevor sie sich verletzten. Dass sich Tutu Atwell ausgerechnet bei einem Return verletzt hat, ist an Tragik kaum zu überbieten.

Verpasste Tackles ermöglichen den gegnerischen Teams, Onside Kicks erfolgreich zu spielen. Gegen die Lions ist das gleich zwei Mal passiert. Vorallem die Detroiter haben das Rams Special Team regelrecht vorgeführt. Auch hier zieht sich ein roter Faden durch die bisherigen Saison. Dem Special Team fehlt es zu jeder Zeit am Überraschungseffekt. Eine Art Verzweiflung war bei dem Fake Fieldgoal Versuch gegen die 49ers zu spüren. Die Rams lagen mit 14 Punkten kurz vor Ende der ersten Hälfte in Rückstand. Ein Fieldgoal Versuch aus 35 Yards Entfernung. Die Rams versuchen ein Fake Field Goal. Johnny Hekker passte den Ball auf Kendall Blanton. Doch der First Down Marker wurde nicht erreicht. Das war der erste geworfene Pass von Johnny Hekker seit Dezember 2018! (Ja, es gab den Fake Punt gegen die Giants - der zählte aber aufgrund einer Strafe nicht). Es gibt im Special Team also jede Menge Arbeit, für die die Bye Week wohl eher nicht reichten wird. Viele Fans vermissen den ehemaligen Special Team Coach John "Bones" Fassel. Sein Weggang nach Dallas konnte nicht kompensiert werden. Ob man in der nächsten Saison wieder auf Joe DeCamillis als Coach setzen wird, bleibt abzuwarten.
Nun zu den zwei einzigen Spielern im Rams Special Team, die stabil Leistung bringen: Kicker Matt Gay und Punter Johnny Hekker. Beide hatten zwar jeweils ein Spiel, in dem sie nicht ganz auf der Höhe waren, aber insgesamt sind sie die beiden, auf die man sich verlassen kann, und die sich hoffentlich nicht von der Leistung der restlichen Special Team Unit anstecken lassen.

Wie geht es weiter?

Nach der Bye Week haben die Rams noch sieben Spiele. Drei Mal geht es gegen Divisions-Rivalen. Außerdem warten mit den Green Bay Packers, Minesota Vikings und den Baltimore Ravens nicht gerade leichte Aufgaben auf die Rams. Die Jacksonville Jaguars sind von den verbleibenden Teams das vermeintlich einfachste Matchup. Aber unterschätzen soll und darf man die Jaguars auf keinen Fall. In der NFL kann aktuell jeder, jeden schlagen.
Es liegt an den Spielern und Coaches, die Bye Week zu nutzen. Vor allem Von Miller und Odell Beckham Junior müssen in das Team und das Playbook integriert werden. Die Saison ist bei weitem noch nicht vorbei, man muss aber aufpassen, dass sie einem nicht entgleitet. Alle Spitzenteams hatten schon mindestens zwei Spiele, in denen der Wurm drin war. Hoffen wir, dass die beiden letzten Spiel der Rams eben diese zwei Ausrutscher eines Topteams waren. Das Team hat einen guten Charakter. Nun muss es die Köpfe frei bekommen und sich voll auf das große Ziel Superbowl im eigenen Stadion zu fokussieren.

WHOOOOOOOOSE HOUSE? RAMS HOUSE!

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